Reisebericht Albanien, September 2009


Im September 2009 haben wir eine etwas ungewöhnliche Reise in Angriff genommen. Wir sind nach Albanien gefahren und haben dort eine wundervolle Zeit erlebt. Da das Land noch etwas unberührt ist, haben wir uns entschieden, eine geführte Reise zu machen.

Wir sind zuerst auf eigene Faust nach Süditalien gefahren, von Bari aus haben wir mit der Fähre nach Durrës übergesetzt. Dort angekommen, haben wir gleich gemerkt, dass alles ganz anders sein würde als in Italien. Der Hafen ist ganz klein und besteht aus einem einfachen Gebäude. Als wir draussen waren, befanden wir uns einfach auf einer Strasse, die Richtung Stadt führte. Wir marschierten munter Richtung Stadt und Richtung Bahnhof.

Die Stadt Durrës ist ziemlich gross und hat einiges zu bieten. Zuerst musste natürlich Geld gewechselt werden. Obwohl die Albaner nicht abgeneigt sind, Euro zu erhalten, heisst die nationale Währung „Lek“. Wir sollten mit wenig Lek über die Runde kommen, da die Preise in Albanien für Essen, Trinken und Unterkunft verglichen mit anderen europäischen Ländern sehr bescheiden sind. Der Bahnhof von Durrës besteht aus einem kleinen Gebäude mit Billettschalter. Der nächste Zug nach Tirana fuhr erst zwei Stunden später, ein Zugbillett kostete ca. 50 Cent. Die Zugreise war spannend aber auch etwas trist. Die Mitreisenden sind äusserst freundlich und interessiert an den fremden Reisenden, die Züge dafür in einem sehr schlechten Zustand.

In Tirana angekommen, reisten wir per Taxi ins Hotel, das die Reiseagentur für uns gebucht hatte: Ein wunderschönes Hotel mitten in einem lebhaften Ausgangsviertel in Tirana. Es gefiel uns sofort. Am nächsten Tag warteten unser Reiseleiter Gjergji und unser Chauffeur Rimi auf uns vor dem Hotel. Zusammen mit dem Rest der Reisegruppe stiegen wir in den bequemen Kleinbus und liessen uns erste Informationen über Albanien geben, währenddem wir uns durch den zähen Stadtverkehr Tiranas bewegten.

Apollonia, Fier Albanien
Apollonia, Fier Albanien

Raus aus der Stadt und Richtung Meer! Wir wollen die wunderschöne Küste sehen! Wir fuhren zunächst wieder Richtung Durrës, dann von dort zu den ersten historischen Sehenswürdigkeiten Ardenica und Apollonia. Ardenica ist ein orthodoxes Kloster, das trotz der Zerstörungen während des Kommunismus zu einem grossen Teil erhalten blieb. Wunderschöne Ikonen erwarteten uns. Apollonia war eine der wichtigsten Städte aus der römischen Zeit; die Albaner erwarten, dass sie noch weitere Teile der Stadt ausgraben werden. In grösster Hitze stapften wir in den römischen Ruinen herum und staunten nicht schlecht.

Nach einem wunderbaren Mittagessen im Freien fuhren wir nach Vlora, wo 1912 die Unabhängigkeit Albaniens erklärt wurde. Wir besuchten das Unabhängigkeitsmuseum und liessen uns die Geschichte Albaniens erklären. Es folgten ein Nachtessen und eine Übernachtung direkt am Meer.

Saranda, Albanien.
Saranda, Albanien. Blick vom Lekuresi Festung

Der nächste Tag sollte der Eindrücklichste werden: Die Fahrt von Vlora nach Saranda ist einfach spektakulär! Zunächst ging es auf 1000 Meter hinauf und danach wieder runter ans Meer, Kilometer um Kilometer, die Aussicht war atemberaubend. Das Mittagessen auf der Burg von Seranda war ein weiterer Höhepunkt, sowohl in geographischer als auch in kulinarischer Hinsicht. Später am Nachmittag stiefelten wir in der historischen Stadt Butrint herum, welche zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Griechenland. In Seranda legten wir uns an den Strand, flanierten in der Fussgängerzone und wählten ein Abendessen aus einer englisch geschriebenen Speisekarte aus.

Am nächsten Tag besuchten wir ein weiteres Unesco-Weltkulturerbe, nämlich die Stadt Gjirokastra. Hier wurden der kommunistische Diktator Enver Hoxha aber auch der weltberühmte Schriftsteller Ismail Kadare geboren. Die Architektur in Gjirokastra ist sehr interessant, ähnlich sieht es in Berat aus. Hier sind die Häuser wirklich alt, im Gegensatz zu den modernen Bauten an der Küste. Wir übernachteten mitten in der Altstadt von Berat und bestiegen am nächsten Tag den Hügel, auf welchem sich die Burg und gleichzeitig ein bewohnter Stadtteil befinden. Zuoberst in Berat gibt es neben vielem anderen wiederum ein orthodoxes Kloster mit Ikonen zu bestaunen.

Berati
Berat, die „Stadt der tausend Fenster„,

Nach Berat fuhren wir wieder Richtung Ausgangspunkt unserer Reise und verbrachten den nächsten Tag in Durrës, wo wir nebst weiteren archäologischen Sehenswürdigkeiten – unter anderem dem berühmten Amphitheater – auch auf Shoppingtour gehen konnten. Durrës hat eine richtige Einkaufsmeile mitten im Zentrum der Stadt.

Nun sollten wir auch noch den Norden Albaniens kennen lernen: Wir fuhren nach Shkodra, der wichtigsten Stadt im Norden, wo die Landschaft wieder ganz anders aussieht als an der Küste oder im Süden. Shkodra gehört unbedingt zu einer Albanienreise! In einer gepflegten Innenstadt stehen Orthodoxe Kirche, Katholische Kirche und Moschee beieinander. Von der Rozafa Burg aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und den schönen Shkodrasee.

 

Tirana
Tirana, Albanien

Den Abschluss unserer Reise machten wir dann in Tirana, wo wir in der ganzen Stadt herum spazierten und Gebäude neuerer und älterer Zeit anschauten und uns erklären liessen, wo sich die Büros der aktuellen Regierung befinden und von wo aus das Schicksal dieses Landes gelenkt wird. Wir sahen aber auch viele Überbleibsel aus der kommunistischen Zeit, traurige und graue Gebäude. Daneben ist Tirana aber auch eine sehr bunte Stadt, dank den farbigen Häusern des Bürgermeisters Edi Rama und den vielen Strassencafés und schönen Restaurants, wo sich junge Leute wie in anderen Ländern Europas abends treffen.

Albanien ist auf jeden Fall eine Reise wert, auch lohnt es sich, einige Wörter dieser speziellen Sprache zu sprechen, die Gastgeber werden es mit einem freundlichen Lächeln beantworten.

Liestal im November 2009, Barbara Egeler Dormann und Patrick Dormann